STopMicro38
De l'eau, pas des puces !
Wasser, keine Elektrochips !!!
Categories: General

Alle zusammen in Grenoble vom 28. bis 30. März 2025

Das Kollektiv StopMicro und die Soulevements de la Terre organisieren in Grenoble ein großes Aktionswochenende gegen die Aneignung von Ressourcen durch die Mikroelektronikindustrie und das vernetzte Leben. Die beiden Chiphersteller Soitec und STMicroelectronics planen durch Ausbauprojekte Agrarland zu zerstören und ihren Verbrauch von Trinkwasser zu drastisch zu steigern. Um diese Erweiterungen zu verhindern und die Front gegen den technologischen Amoklauf und die industriellen Belastungen zu stärken, laden wir am 28. und 29. März zum zweitägigen Kolloquium und Diskussionen in Grenoble sowie zu einer Großdemonstration in Bernin (bei Grenoble) am 30. März ein. No puçaran!

Die Mikroelektronik trocknet uns aus und vergiftet uns

Grenoble, im Herzen des französischen„Silicon Valleys“ ist das Königreich der Mikro- und Nanotechnologie. In diesem Königreich, das von Unternehmen die aus der Atomenergiekommission (CAE) hervorgegangen sind, und in dem eine öffentliche Politik der lückenlosen Unterstützung der Mikroelektronik herrscht, sind die beiden Unternehmen STMicroelectronics (ST) und Soitec von zentraler Bedeutung. Die Fabriken von ST und Soitec allein verbrauchen jede Sekunde 185 Liter Trinkwasser, was des Volumens eines Mega-Beckens von Sainte-Soline (riesige grundwassergespeiste Wasserspeicher für die Bewässerung) alle 40 Tage gleichkommt. In Zeiten von andauernder Trockenheit in der dem gemeinen Bürger die Bewässerung des Gemüsegartens verboten wird und in der Bauern die verfügbare Wassermenge für den Erhalt ihrer Kulturen begrenzt wird, dürfen ST und Soitec weiterhin unbegrenzt Wasser aus dem öffentlichen Netz pumpen. Tatsächlich ist die Elektronikindustrie eine Sparte, die sehr viel Wasser für die Produktion von Elektrochips benötigt. Zusätzlich zu dem großen Wasserverbrauch verschmutzen ST und Soitec die Isère (Fluss) mit den Abwässern aus ihrer Produktion die durch Ausnahmegenehmigungen große Mengen an Schadstoffen enthalten dürfen. Selbst nach der firmeninternen Vorbehandlung ist das Abwasser, das die beiden Firmen in die Isère leiten weiterhin mit hochgiftigen Stoffen belastet – Ammoniak, Chlor, Hexaflourid, Phosphor, Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen… Wie auch bei den Mega-Becken (die Grundlage anderer Aktionen der Soulevements de la Terre waren und sind), sind es auch hier die immer wiederkehrenden Fragen nach der Ressourcenverteilung und gesamtgesellschaftlichen Entscheidungen die durch derartige Projekte aufgeworfen werden.

Eine Verbreitung von vernetzten Objekten (Internet of Things / IoT)

Die in Grenoble und Umgebung produzierten Elektrochips sind vor allem für den Automobilsektor, vernetzte Objekte und den Mobilfunksektor bestimmt. Man kann sie unter anderem in den Autos von Tesla, den Starlink-Satelliten von Elon Musk, der durch künstliche Intelligenz unterstützte Videoüberwachung, Putzrobotern, im 5G-Netz und auch in Gadgets wie vernetzten Badeanzügen bzw. Trinkflaschen wiederfinden. Die Mikroelektronikindustrie dient der Digitalisierung der Welt: ein Geldsegen und Überwachungswerkzeug von unfassbarem Ausmaß, die den Kapitalismus bestimmt und unsere Art zu Leben radikal verändert.

Digitalisierung gegen bäuerliche Agrarökologie

Unter den vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Elektrochips finden wir auch die digitalisierte Landwirtschaft. Die Chips von ST tragen dazu bei, dass Systeme wie die Herdenkontrolle vom Smartphone und „intelligente“ Bewässerungssysteme zum landwirtschaftlichen Alltag werden. Diese Entwicklungen führen unter Anderem dazu, dass es zu einer Überkapitalisierung der Landwirtschaftsbetriebe kommt und diese in eine immer stärkere Abhängigkeit auf wirtschaftlicher und technologischer Ebene zum Nutzen der Agro-Industrie gedrängt werden. Die Halbleiterindustrie trägt daher aktiv dazu bei, dass kleinbäuerliche Landwirtschaft und mit ihr die Hoffnung auf Nahrungsmittelautonomie verschwindet.

Die Elektrochips im Dienste des Kriegs

Halbleiter werden sowohl für zivile, als auch für militärische Zwecke genutzt – zwei untrennbare Facetten des selben Ursprungs. Das Observatoire des armements (unabhängige Institution für Rüstungsbeobachtung) hat gezeigt, dass von ST produzierte Chips in russischen Kamikaze-Dronen verbaut wurden. Ihrerseits hat die CGT-ST (Gewerkschaft) die aktive Beteiligung des Unternehmens an der israelischen Militärindustrie angeprangert. Auch Soitec – ein Unternehmen, das sich auf „kritische“ Chips für die nukleare Abschreckung und die Rafale-Flugzeuge spezialisiert hat – steht dem in nichts nach. ST und Soitec sind Komplizen des Krieges und der nuklearen Bedrohung. Und schlimmer noch, sie machen Profit mit diesen Verbrechen indem sie wissentlich das Geschäft mit dem Tod anheizen.

Es gibt keine „Dekarbonisierung“ durch Technologie

Laut ihren Befürwortern würde die Digitalisierung den Verzicht auf Erdöl ermöglichen und am Aufbau einer „kohlenstoffarmen Welt“ mitwirken. In Wirklichkeit werden die durch die Elektrifizierung ermöglichten Einsparungen durch die explosionsartige Zunahme der Nutzung und die Anforderungen an die Gewinnung der dafür benötigten Ressourcen, die den Verbrauch fossiler Energieträger erhöhen, weitgehend ausgeglichen. Weit entfernt von ihrer angeblichen „Dekarbonisierung“ hat die Digitalisierung enorme Auswirkungen auf die Umwelt, hier wie anderswo: Minen, die hektarweise Wälder ausrotten und Flüsse ruinieren, übermäßiger Verbrauch von Trinkwasser und Strom, Verschmutzung und Müll… Dass diese Zerstörung im Namen eines angeblichen ökologischen Wandels betrieben wird – der nie stattgefunden hat, nicht stattfindet und sicher auch nicht stattfinden wird, zeigt den Zynismus derjenigen, die ihn verteidigen. Die Digitalisierung „entmaterialisiert“ die Aktivitäten nicht: Im Gegenteil, jedes vernetzte Gadget benötigt eine immense technologischen Infrastruktur, die durchaus materiell ist. Die lokalen Schäden durch die digitale Industrie sind bei weitem nicht die einzigen: Von den kongolesischen Minen über die riesigen ghanaischen Elektronikschrottdeponien bis hin zu den asiatischen Sweatshops beruht die Digitalisierung auf einer kolonialen Ausbeutung.

Unsere Autonomie durch Widerstand und Solidarität zurück gewinnen

Wir demonstrieren nicht gegen die ArbeitnehmerInnen dieser Unternehmen. Auch wenn die Unternehmen mit der Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen argumentieren, sollten wir bedenken, dass ihr Ziel nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen ist, sondern die Erwirtschaftung von Profit. Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht mehr gebraucht werden, werden sie entlassen.

Wir wissen, wie unmöglich es geworden ist, „außerhalb“ des technologischen Systems zu leben, sowohl hier, als auch im Rest der Welt. Angesichts der politischen Entscheidung für das life.augmented (Slogan von ST), 6G und der Digitalisierung, kann unser Widerstand nur kollektiv sein! Unser Widerstand richtet sich gegen die Strukturen, die dieses System fördern, in diesem Fall auf die Großunternehmen, die die gegenwärtigen und zukünftigen Lebensbedingungen gefährden, indem sie zur technologischen Flucht nach vorn beitragen.

Der Aufstieg digitaler Geräte führt uns nach und nach in eine Welt, die der Gnade der Herrschenden ausgeliefert ist und immer mehr von jeglicher Gegenmacht befreit wird. Die Tech-Giganten machen im Übrigen keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für autoritäre Macht, aus ihrem Rassismus, Sexismus und ihrer Transphobie. Angesichts der Gesellschaft, die sie entwerfen, und der Werte, die sie vertreten, beruht unser Widerstand auf Solidarität und gegenseitiger Hilfe.

Und der Widerstand zahlt sich aus! Seit zwei Jahren wächst der Widerstand, der vom Kollektiv StopMicro geleistet wird und die Industrie, die bis jetzt allmächtig schien, hat vermehrt Schwierigkeiten ihre Projekte durchzusetzen. Soitec hat den Stopp seines Erweiterungsprojekts bekannt gegeben während die Baustellen auf dem Gelände von ST ruhen, seit sich ein Kooperationspartner aus dem Projekt zurück gezogen hat. Doch während sich die Unternehmen zurückhalten, verfolgt der Gemeindeverband Grésivaudan (Gemeinden in denen sich die Fabriken befinden) sein Ziel, die Fabriken zu erweitern, plant mehrere Landwirte zu enteignen und 11 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche zu betonieren.

Lasst uns zusammen den endgültigen Abschied von diesen beiden Erweiterungsprojekten erzwingen!

Am 28. und 29. März in Grenoble: Internationales Kolloquium „Die Halbleiter: Eine Relokalisierung ist Unmöglich“

Die Halbleiterindustrie ist ein reines Produkt der kapitalistischen Globalisierung und Teil eines kolonialen und anti-ökologischen Systems. Mit Gästen aus Nordamerika, Südamerika, Afrika, ganz Europa…

Am 30. März in Bernin (bei Grenoble): Große friedliche Demonstration „Land, Wasser, keine Elektrochips!“

Wir setzen ein Statement für den endgültigen Stopp der Erweiterungen der Halbleiterfabriken in Bernin und Crolles!

Das STopMicro-Kollektiv und die Soulevements de la Terre

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